
Meditation als Prozess des Erwachens
Während wir Menschen fleissig versuchen, unser Leben zu formen und zu gestalten und manchmal mehr oder weniger gut das Beste aus unserem "Los" zu machen, verfolgt das Leben einen eigenen Plan.
Meditation kann dabei helfen, den Prozess des Menschseins besser zu verstehen und zu erleichtern. In einem tieferen Sinne ist Meditation jedoch ein Prozess, um dem Mysterium des Lebens auf den Grund zu gehen.
Was ist das Leben?
Wer bin ich?
Die Antworten auf diese Fragen liegen jenseits unserer Rationalität und können nicht konzeptionell beantwortet, aber direkt erfahren werden.
Wir alle sind untrennbarer Teil des Lebens und können dem Geheimnis durch meditatives Eintauchen in die tiefsten Ebenen unseres Seins auf den Grund gehen.
Der Prozess des Erwachens,
ist eine delikate Angelegenheit, weil es nicht nur darum geht zu erkennen, was man wirklich ist, sondern dieses Erkennen eine Transformation auf allen Ebenen mit sich bringt.
Das gesamte System - Körper, Emotionen und Geist - wird umstrukturiert, um ein Ausdruck für
universelles Bewusstsein sein zu können.
Sobald dieser Prozess in Gang ist, gibt es kein Zurück mehr; es ist, als würde man in einen Strudel gezogen werden, der einen immer stärkeren Sog ausübt.
Wenn man noch nie davon gehört hat und der Prozess bereits in Gang ist, kann das einem ziemliche Angst machen.
Es ist aber ein natürlicher Evolutionsprozess. Genauso wie ein Apfel irgendwann reif wird und vom Baum fällt, erlangen unsere Seelen irgendwann die nötige Reife, um mit dem universellen Bewusstsein zu verschmelzen.
Meine Geschichte
Es gibt Momente im Leben, die sich einprägen, nicht unbedingt, weil sie schwierig sind, sondern weil sie eine Qualität, Tiefe und Erfüllung mit sich bringen, die sich schwer in Worte fassen lässt - so, als würde sich für einen kurzen Moment ein Fenster öffnen.
Diese Momente sind Einladungen des Lebens, auf die Suche nach dem Unbekannten zu gehen.
Für mich ereignete sich ein solcher Moment während meiner Krebskrankheit vor fast 20 Jahren.
Während meiner Therapie ging ich am Fluss entlang spazieren und nahm eine Schönheit und Friedlichkeit wahr, die ich so noch nicht gekannt hatte.
Diese Erfahrung machte mir bewusst, dass das Leben unberechenbar ist und grösser als wir, was zu einer Entspannung und einem Loslassen in meinem Inneren führte.
Gleichzeitig gab ich meinem Leben eine neue Ausrichtung und machte mich durch die Fotografie auf die Suche nach der Magie, die ich in dieser Zeit wahrgenommen hatte.
16 Jahre später gab es einen weiteren Schlüsselmoment, bei dem ich diesmal nicht vom Leben "gezwungen" wurde, loszulassen, sondern innerlich die Entscheidung traf, ins Unbekannte zu springen.
Einerseits stiess ich an Grenzen mit dem konventionellen Leben, andererseits begann ich zu hinterfragen, was passiert und wer ich bin, wenn ich mich von diesen Konventionen löse.
Diese Entscheidung führte dazu, den Ort zu erkunden, an dem ich bisher noch nicht bewusst gesucht hatte, nämlich in meinem eigenen Inneren.
Ich begann mich mit Yoga und Meditation auseinanderzusetzen und kam ziemlich schnell an einen Wendepunkt.
Ein bisschen zwischen den Welten hängend, zwischen dem, was ich kannte, und dem Unbekannten, das ich zu spüren begann, traf ich an einem Morgen die Entscheidung, für einen Moment voll und ganz loszulassen - die Vergangenheit, die Zukunft, alles, was meine Identität auszumachen schien.
Das Fenster, das sich vor 16 Jahren scheinbar zufällig für mich öffnete, ging wieder auf, mit dem Unterschied, dass es diesmal offen blieb.
Es fühlte sich an, als würde in den inneren Himmel, der von Wolken aus Gedanken und Emotionen erfüllt war, ein Loch gerissen werden, das sich nicht mehr schliesst - vertraut und doch ungreifbar, ein Mysterium, das sich entschlossen hat, für immer offen und Teil meines Innenlebens zu bleiben.
Es begann etwas zwischen meinen Augen zu fliessen und mich zu durchströmen, etwas, das ich kaum in Worte fassen kann. So, als würde mir intravenös Frieden und tiefe Glückseligkeit verabreicht werden.
Dieser Morgen markierte den Beginn meines Erwachens.
neues Spiel, neue Regeln, neue Herausforderungen
In den darauf folgenden drei Jahren ist äusserlich nicht viel passiert, aber innerlich wurde alles aufgewühlt.
Es fühlte sich an, als ob ich auf ein neues Spielfeld mit neuen Regeln gesetzt worden wäre.
Diese Zeit war für mich geprägt von viel Müdigkeit, regelmässigen Kopfschmerzen, vielen und intensiven Phasen des Alleinseins, einem regelmässigen Besuch der tiefsten persönlichen und existenziellen Ängste und gleichzeitig den alltäglichen Herausforderungen des Lebens.
Es war und bleibt auch weiterhin für mich von grundlegender Bedeutung, folgendes zu lernen:
noch tiefer und genauer auf meine Intuition zu hören und zu vertrauen,
mich mehr dem Flow und der Weisheit meines Körpers hinzugeben,
mich tief mit den Teilen von mir auseinanderzusetzen und lieben zu lernen, die ich mein Leben lang gemieden habe,
und mich letztendlich immer mehr und bedingungsloser dem Leben zu öffnen und hinzugeben.
Der Prozess des Erwachens hat nichts mit der persönlichen Agenda zu tun, sondern öffnet uns die Augen für das Leben und wie es durch uns sprechen und fliessen möchte.
Es geht nicht mehr darum, was ich vom Leben möchte, sondern was das Leben von mir möchte.
Diese Frage bringt einerseits eine gewisse Verantwortung mit sich, ist aber gleichzeitig auch eine spannende Reise, die es jeden Moment neu zu entdecken gilt.